Ein Blick von oben auf die Traisen. Zahlreiche Wasservögel, darunter viele Schwäne, ziehen ihre Bahnen auf dem renaturierten Fluss.

Sommersafari an der Traisen

30. Juli 2018

Jetzt, das Fernglas scharf einstellen! Zwischen dem Blattwerk – könnt ihr ihn sehen? Da hat sich ein Seeadler breitgemacht. Mit seinem braunen Federkleid, dem gelben Schnabel und den stechenden Augen eine wahre Schönheit. Die Ornithologen melden, dass er und seine Partnerin bereits seit Monaten hier im Life+ Traisen-Gebiet jagen. Ein echter Erfolg für das 2016 abgeschlossene Renaturierungsprojekt. Doch er ist nicht der einzige Neuankömmling, den wir auf unserer Safari entdecken werden.

Silberweiden erobern die Traisen zurück

Auf dem Weg durch das 9,4 Kilometer lange, neu angelegte Flussgebiet lassen wir unseren Blick schweifen. „Bei der Errichtung des Kraftwerks Altenwörth in den 1970er-Jahren wurde der Mündungsbereich der Traisen begradigt. Unser Ziel war es, diesen wieder in eine vielfältige Aulandschaft zu verwandeln“, schildert unser Guide, VERBUND-Projektleiter Roland Schmalfuß. Und wirklich: Auf unserem Weg durch den bis zu 300 Meter breiten Korridor können wir kniehohen Weiden-Nachwuchs identifizieren. „In zehn bis fünfzehn Jahren wird da ein Wald stehen“, sagt Schmalfuß voraus. Das wird auch den uns neugierig beobachtenden Schwarzspecht freuen. 

Lehmige Hänge locken Uferschwalben an

Genau 72 Vogelarten wurden vor Baubeginn im Projektgebiet dokumentiert. Und es werden mehr – denn die schützenden Lebensbedingungen scheinen sich unter den Flattermännern herumgesprochen zu haben. Seit Winter 2017 hat sich etwa eine Uferschwalbenkolonie niedergelassen. An den Steilhängen können wir ihre Bruthöhlen gut beobachten. Mit einer Körperlänge von 12 Zentimetern ist die Uferschwalbe die kleinste europäische Schwalbenart und steht auf der Liste bedrohter Tierarten. Im LIFE+ Traisen-Gebiet profitiert sie von den lehmigen Uferböschungen, die die Bauarbeiter geschaffen haben. „In Summe wurden rund 3 Millionen Kubikmeter Material bewegt“, erläutert Schmalfuß die Dimensionen. Dabei gab es auch weniger erfreuliche Entdeckungen. „Mit einzelnen Fliegerbomben hatten wir gerechnet“, so der Projektleiter. „Aber da im Zweiten Weltkrieg auch Bodenkämpfe an der Traisen stattgefunden haben, sind wir auf Unmengen an Granaten und sonstigen Kriegsrelikten gestoßen.“ In mühevoller Kleinarbeit konnte ein Expertenteam jedoch alle Kampfmittel beseitigen.

An der Traisen wurde ein Seeadler gesichtet. Das Bild zeigt ihn in einem Baum sitzend.

Monitoring für Fledermäuse und Co.

Von der kriegerischen Vergangenheit ist heute nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil, an einigen Bäumen entdecken wir lauschige Plätzchen für Fledermäuse. Hölzerne Kästen dienen als Schlafgelegenheiten für die zwölf heimischen Fledermausarten – zumindest so lange bis der Wald wieder nachgewachsen ist. Der Erfolg der Behausungen wird jährlich dokumentiert. „Wir haben verschiedene Monitoring-Programme laufen – etwa für Fische, Vögel, Amphibien oder Fledermäuse“, erklärt Schmalfuß. „Der erste Ergebnisbericht kommt Anfang 2019.“ Und dieser wird nicht nur von den Projektverantwortlichen mit Spannung erwartet. Das 30 Millionen Euro starke Projekt zieht Interessierte aus dem In- und Ausland an – hier finden immer wieder Exkursionen statt. So hat sich etwa für diesen Sommer bereits eine Umweltdelegation der Europäischen Union angekündigt.

Unsere eigene Safari neigt sich jedoch dem Ende zu. Zurück geht es über die neu errichtete Radbrücke, die den Donauradweg ins Traisengebiet führt und Radfahrern eine einmalige Panoramastrecke bietet. Von Seeadlern über Uferschwalben bis zum Silberweidennachwuchs haben wir viel gesehen. Wir sind gespannt, welche Gäste die Traisen in Zukunft noch anlocken wird.